Die Version 2018 des DGNB Zertifizierungssystems ist das Ergebnis einer intensiven Auseinandersetzung der DGNB mit den Erfahrungen der letzten Jahre sowie den Marktentwicklungen und -anforderungen rund um das Thema Nachhaltigkeit und der entsprechenden Zertifizierungen. Sie untermauert den Status des DGNB Systems als „Global Benchmark for Sustainability" mehr denn je. Mit der neuen Version wurde das System so weiterentwickelt, dass es klarer als je zuvor für das Nachhaltigkeitsverständnis der DGNB steht und als Werkzeug dabei hilft, in der Planungs- und Baupraxis die passenden Antworten auf unsere wichtigsten Zukunftsfragen zu finden. Dies manifestiert sich in folgenden Kernthemen:
Wir bauen für uns, für die Menschen, die einen großen Teil ihres Lebens in Gebäuden verbringen. Vor diesem Hintergrund ist es eine Selbstverständlichkeit, dass der Mensch mit seinem Bedürfnis nach Gesundheit und Wohlbefinden im Mittelpunkt der planerischen und baulichen Entscheidungen steht. Dieses Grundverständnis hat die DGNB von Anfang an in ihrem System verankert.
In der aktuellen Version wird dieses elementare Verständnis konsequent weitergeführt und verstärkt gefördert. Hierzu zählt beispielsweise die kritische Auseinandersetzung mit der eingesetzten Technik in einem Gebäude und der damit einhergehenden, möglichen Entmündigung der Nutzer. Die Selbstbestimmung und Verantwortung der Nutzer ist ein notwendiger und essentieller Baustein, um einen sinnvollen und angemessenen Gebäudebetrieb sicherzustellen.
KRITERIENNAME | ZIEL UND KERNAUSSAGE |
Risiken für die lokale Umwelt | Die Nutzer des Gebäudes, die an Produktion, Einbau oder bei der Entsorgung beteiligten Menschen sollen nicht wegen den in Gebäuden eingesetzten Baustoffen oder Bauprodukten einer erhöhten Schadstoff- oder Risikostoffexposition ausgesetzt werden |
Verantwortungsbewusste Ressourcengewinnung | Die für das Gebäude benötigten Rohstoffe sollen in allen Herkunftsländern unter fairen und menschenwürdigen sozialen Mindeststandards gewonnen und verarbeitet werden. |
Trinkwasserbedarf und Abwasseraufkommen | Um allen Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen, soll Trinkwasser sparsam eingesetzt sowie die Nutzung von Regenwasser oder Grauwasser erhöht werden. |
Flexibilität und Umnutzungsfähigkeit | Gebäudenutzer sollen mit wenig Aufwand das Gebäude an ihre sich ändernden Anforderungen anpassen können. |
Thermischer Komfort | Die Menschen in Gebäuden sollen komfortable Raumtemperaturen und angenehme Raumluftfeuchten erleben und durch Zugluft nicht beeinträchtigt werden. |
Innenraumluftqualität | Die Atemluft in Räumen soll nachgewiesenermaßen sauber und gesund sein und gute Luftwechselraten aufweisen. Raumluftqualitätsmessungen sind als Nachweis hierfür einzusetzen. |
Akustischer Komfort | Die Menschen in Gebäuden sollen eine gute Hörsamkeit in Räumen erfahren und nicht durch zu hohe Nachhallzeiten beim Arbeiten, Lernen oder bei anderen Aktivitäten gestört werden. |
Visueller Komfort | In Räumen sollen die Menschen natürliches Tageslicht nutzen können, ohne geblendet zu werden, und künstliches Licht in guten Qualitäten bereit gestellt bekommen. |
Einflussnahme des Nutzers | Menschen sollen nach ihren individuellen Präferenzen geeignete Raumkonditionen, z. B. in Bezug auf Temperatur und Licht, herstellen können. |
Aufenthaltsqualitäten innen und außen | Den Nutzern von Gebäuden sollen möglichst vielseitige Aufenthaltsmöglichkeiten sowohl im Inneren als auch im Außenbereich geboten werden, um ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit zu steigern sowie das soziale Miteinander und den Austausch untereinander zu stärken. |
Sicherheit | Den Menschen soll ein hohes Sicherheitsempfinden ermöglicht werden, um z. B. aus Angst vor Übergriffen durch andere Personen nicht in der eigenen Bewegungsfreiheit eingeschränkt zu werden. |
Barrierefreiheit | Alle Menschen sollen ungeachtet ihrer individuellen körperlichen Möglichkeiten Gebäude gleichwertig nutzen können. |
Schallschutz | Menschen sollen in Gebäuden nicht durch Lärm von außen, von Nachbarn oder durch die Gebäudetechnik beim Arbeiten, Lernen und Leben beeinträchtigt werden. |
Immissionsschutz | Menschen sollen nicht durch Licht oder Geräusche von Gebäuden oder deren Funktion gestört werden. |
Mobilitätsinfrastruktur | Durch bauliche Vorrichtungen soll die Nutzung alternativer Mobilitätsformen unterstützt werden, um die Gesundheit der Menschen zu stärken und gleichzeitig einen positiven Beitrag für die Umwelt zu leisten. |
Dokumentation für eine nachhaltige Bewirtschaftung | Es sollen den Personen, die für die Bewirtschaftung eines Gebäudes verantwortlich sind, alle relevanten Informationen vorliegen, die im täglichen Betrieb die Gebäude für ihre Nutzer bereitstellen und optimieren. |
Verfahren zur städtebaulichen und gestalterischen Konzeption | Es soll gewährleistet werden, dass über eine gute Gestaltung und einen hohen städtebaulichen Bezug die Nutzer des Gebäudes, aber auch andere Menschen im Quartier dieses akzeptieren, wertschätzen und damit gerne und lange nutzen. |
Baustelle / Bauprozess | Durch die Reduktion von Lärm und Staub auf der Baustelle sollen negative Auswirkungen auf den Menschen während der Bauphase minimiert werden. |
Nutzerkommunikation | Die Nutzer von Gebäuden sollen über die bereitgestellte Nachhaltigkeitsqualität und die gebotenen Möglichkeiten aufgeklärt werden, um ihren individuellen Einfluss auf die real erreichbare Performance im Betrieb zu optimieren. |
Mikrostandort | Gebäude sollen auf Umweltrisiken am Mikrostandort ausgelegt sein, um in möglichen Extremsituationen den Menschen Schutz zu bieten. |
Ausstrahlung und Einfluss auf das Quartier | Menschen sollen Gebäude und deren Außenflächen gerne als Element ihrer Umgebung annehmen und sich mit diesen positiv identifizieren. |
Verkehrsanbindung | Menschen sollen Gebäude gemäß ihrer individuellen Präferenzen gut und einfach erreichen können und dabei eine möglichst große Vielfalt an Verkehrsträgern nutzen können. |
Nähe zu nutzungsrelevanten Objekten und Einrichtungen | Nutzer von Gebäuden sollen sich über eine vielfältige, gut erreichbare soziale und erwerbswirtschaftliche Infrastruktur optimal versorgen können. |
Die Förderung des bewussten Umgangs mit Ressourcen zählt ebenfalls von Anfang an zu den DGNB Kernthemen. Dabei geht es um die vorausschauende Auswahl von Produkten hinsichtlich ihrer Inhaltsstoffe im Kontext der Anwendung genauso wie um die Berücksichtigung möglicher baulicher Veränderungen während der Nutzung. Auch der spätere Gebäuderückbau sollte als Faktor bei der Produktauswahl bereits in der Planung berücksichtigt werden.
Für die vorliegende Version haben wir dieses Themenfeld konsequent ausgebaut und weitergehend im System verankert. Die DGNB setzt sich mit ihrem Zertifizierungssystem somit dafür ein, dass Materialkreisläufe für eine spätere Wieder- oder Weiterverwendung gemäß der Cradle-to-Cradle-Philosophie bereit stehen – über neue Geschäftsmodelle sowie eine verantwortungsvolle und vorausschauende Produktentwicklung. Damit ist das DGNB System das erste seiner Art, das Circular-Economy-Lösungen auf der Gebäudeebene bewertbar und messbar macht. Um hier neue Ansätze zu fördern, werden diese Lösungen über entsprechende Boni belohnt, die sich positiv auf das Zertifizierungsergebnis auswirken.
KRITERIENNAME | BEITRAG ZUR CIRCULAR ECONOMY | BEWERTUNG |
Flächeninanspruchnahme | Flächenrecycling: Es wird eine deutliche Verbesserung auf der vorhandenen schwach oder stark belasteten Fläche erzielt, indem eine fachgerechte Entsorgung der Böden des Grundstücks stattfindet. |
CE Bonus: +5 Punkte (schwach belastet), +10 Punkte (stark belastet) |
Gebäudebezogene Kosten im Lebenszyklus | Wiederverwendung: Im Gebäude wird nachweislich ein wesentlicher Anteil an Bauteilen wieder-verwendet oder durch Geschäftsmodelle umgesetzt, die der Idee der Circular Economy (z. B. Performance-Contracting mit Verwertungs- oder Wiederverwendungs-Strategie) entsprechen. |
Maximaler CE Bonus: +10 Punkte, pro umgesetzte Circular Economy Lösung 5 Bonuspunkte. |
Flexibilität und Umnutzungsfähigkeit | Hohe Nutzungsintensität: Im Gebäude sind für einen Flächenanteil von mind. 50 % der Nutzungsfläche Flächen-nutzungskonzepte umgesetzt, die eine höhere Nutzungsintensität (über höhere Nutzeranzahl oder unterschiedliche Nutzungszeiten) ermöglichen. |
CE Bonus: +10 Punkte |
Marktfähigkeit | Circular Economy Nutzer oder Mieter: Mindestens ein Unternehmen / Akteur trägt als Nutzer / Mieter des Gebäudes aktiv zur Circular Economy bei. Dies erfolgt direkt im Gebäude oder am Standort über ein gemeinsames Stoffstrommanagement oder ähnliche Kollaborationsformen mit einem weiteren Unternehmen / Akteur im nahen Umkreis zum Gebäude. |
CE Bonus: +10 Punkte |
Einsatz und Integration von Gebäudetechnik | Quartierslösung für regenerative Energie: Im Gebäude wird für die Deckung des gebäudebedingten oder nutzerbedingten Energiebedarfs konstant Energie genutzt, die im umgebenden Quartier / in der direkten Umgebung aus regenerativen Energieträgern generiert wird (mind. 10 % des gebäudebedingten Endenergiebedarfs). Alternativ wird Energie, die im Gebäude oder auf dem Grundstück aus regenerativen Energieträgern generiert wird an das Quartier / die direkte Umgebung abgegeben (mind. 10 % mehr als der gebäudebedingte Endenergiebedarf). |
CE Bonus: +10 Punkte |
Einsatz und Integration von Gebäudetechnik | Netzdienliches Energiesystem: Das Gebäude stellt Speicherkapazitäten in nicht unwesentlichem Umfang (ca. 10 % bezogen auf den Endenergiebedarf des Gebäudes) im Sinne einer Netzdienlichkeit bereit oder nutzt ein integriertes Energie- und Lastmanagement. |
CE Bonus: +10 Punkte |
Rückbau- und Recyclingfreundlichkeit | Wiederverwendung oder werkstoffliche Verwertung: Im Gebäude werden Bauteile wieder-verwendet oder Bauteile eingesetzt, die heute bereits nachweislich einer werk-stofflichen Verwertung zu einem vergleich-baren Produkt zugeführt werden. |
Maximaler CE Bonus: +20 Punkte (1 Punkt je Bauteil) |
Rückbau- und Recyclingfreundlichkeit | Vermeidung von Bauteilen: Im Gebäude wird auf den Einsatz von üblicherweise für diese Nutzung eingebaute Bauteile komplett verzichtet. Die Lösung vermeidet plausibel und nachweislich den Einsatz von Roh- oder Sekundärstoffen in wesentlichem Umfang. |
Maximaler CE Bonus: +10 Punkte (1 Punkt je Bauteil) |
Mobilitätsinfrastruktur | Mobilitäts-Sharing: Am Gebäude stehen Stellplätze für Mobilitäts-Sharing gut zugänglich oder in unmittelbarer Nähe zum Eingang zur Verfügung. Alternativ liegt das Gebäude innerhalb des Geschäftsgebiets eines Free-Floating-Anbieters. |
CE Bonus: +10 Punkte |
Sicherung der Nachhaltigkeitsaspekte in Ausschreibung und Vergabe | Recyclingmaterialien: In den Ausschreibungen werden mineralische Recyclingmaterialien aus-drücklich nicht ausgeschlossen, sondern es sind Anforderungen an die Bauprodukte formuliert, die eine Wiederverwendung oder die Nutzung von Sekundärmaterialien explizit empfehlen oder fordern. |
CE Bonus: +10 Punkte |
Baustelle / Bauprozess | Abfallvermeidung auf der Baustelle: Auf der Baustelle werden neuartige und in wesentlichem Umfang abfallvermeidende Konzepte, Bauweisen oder Technologien umgesetzt. |
CE Bonus: +10 Punkte |
Nähe zu nutzungsrelevanten Objekten und Einrichtungen | Angebote für die tägliche Versorgung und zum Austausch: Im oder am Gebäude werden neuartige Angebote für Gebäudenutzer oder Externe zur Versorgung gemacht und baulich umgesetzt oder vorgesehen wie z. B. Lebensmittel-Anpflanzungen, Bienenstöcke (Urban Farming), oder es werden konstant oder regelmäßig Flächen zum nachbarschaftlichen Austausch von Dienstleistungen untereinander angeboten wie z.B. temporäre Handelsflächen, Repair Cafés, Nachbarschaftstreffs. |
CE Bonus: +10 Punkte |
Hinweis:
Der Beitrag zur Circular Economy, der im Kriterium ENV1.1 „Ökobilanz des Gebäudes" durch die Bereitstellung von überschüssiger Energie bzw. durch die Wiederverwendung von Bauteilen geleistet wird, wird über den Indikator „Ökobilanz Vergleichsrechnung" erfasst und geht bilanziell in die Bewertung ein. Der Beitrag zur Circular Economy ist damit vollständig in diesem Indikator abgebildet.
Der im Kriterium ENV2.2 „Trinkwasserbedarf und Abwasseraufkommen" durch die Nutzung von Regen- oder Grauwasser geleistete Beitrag zur Circular Economy, der zu einer Einsparung von Trinkwasser und einer Reduzierung des Abwasseraufkommens führt, ist in der Ermittlung des Wasserkennwerts erfasst und geht bilanziell in die Bewertung ein. Der Beitrag zur Circular Economy ist damit vollständig im Kriterium implementiert.
Die DGNB versteht die gestalterische und baukulturelle Qualität als integralen Bestandteil des nachhaltigen Bauens. Neben den seit 2016 angebotenen Handlungsempfehlungen durch eine unabhängige Kommission für Gestaltungsqualität, die sich an Projekte in einer frühen Planungsphase richten, haben wir mit der Auszeichnung „DGNB Diamant" eine eigene Form der Bewertung dieses Teilaspekts der Nachhaltigkeit ergänzend zur Zertifizierung etabliert.
Die konsequente Weiterentwicklung des Themas im DGNB System erfolgt in dieser Version über die stärkere Adressierung von Themen, die den Beitrag des Gebäudes und seines Außenraums im städtebaulichen Kontext betrachten. So wurden die Kriterien der „Standortqualität" nicht nur überarbeitet. Sie fließen künftig auch unmittelbar in das Zertifizierungsergebnis mit ein. Des Weiteren wurde den planerischen Themen eine stärkere Relevanz gegeben, um die integrale und ganzheitliche Form der Planung zu fördern. Hierzu zählt beispielsweise die Belohnung der durchgehenden Beauftragung des im Wettbewerb siegreichen Architekturbüros sowie des zugehörigen Fachplanerteams. Zudem wurde ein neues Kriterium zur FM-gerechten Planung in die Prozessqualität aufgenommen, um auch die Betreiberaspekte bereits in der Planung zu berücksichtigen.
Mit den Sustainable Development Goals (SDGs) als zentrales Element der Agenda 2030 haben die Vereinten Nationen 2016 konkrete Ziele definiert, um die weitere Entwicklung unserer Welt sinnvoll zu gestalten und damit langfristig ein Umdenken und somit ein Leben in einer nachhaltigen Welt zu ermöglichen. Die DGNB unterstützt diese Ziele und will über die Zertifizierung zu einem konkreten positiven Beitrag zu deren Erreichung animieren.
Um den Zusammenhang einer nachhaltigen Bauweise mit den SDGs herauszuarbeiten und transparent zu machen, haben wir sämtliche Kriterien der vorliegenden Version auf deren Verlinkung zu den Zielen der UN überprüft und entsprechend ausweisbar gemacht. Als Ergebnis erhält jedes Projekt, das eine DGNB Zertifizierung erfolgreich abschließt, künftig eine Aussage darüber, inwieweit es einen Beitrag zur Erreichung der SDGs geleistet hat – auch als Motivation für die Nutzer und Betreiber, sich in ihrem Umgang mit dem Gebäude künftig an diesen zu orientieren. Als zusätzlichen Anreiz vergeben wir in ausgewählten Kriterien „Agenda 2030 Boni" für Projekte, die in besonderem Maße zum Klimaschutz und der Umsetzung der weiteren UN-Nachhaltigkeitsziele beitragen.
KRITERIENNAME | BEITRAG ZU AGENDA 2030 BONI | BEWERTUNG |
Ökobilanz des Gebäudes | Klimaneutraler Betrieb (Gebäude): Die CO2-Emissionen des gebäude-bedingten Energiebedarfs werden gemäß der DGNB Definition für die Ermittlung von Klimaneutralität* mindestens klimaneutral gedeckt. |
Agenda 2030 Bonus: +10 Punkte |
Ökobilanz des Gebäudes | Klimaneutraler Betrieb (Nutzer): Die CO2-Emissionen der energie-verbrauchsrelevanten Aktivitäten der Nutzer im Gebäude werden gemäß der DGNB Definition für die Ermittlung von Klimaneutralität* mindestens klimaneutral gedeckt. |
Agenda 2030 Bonus: +10 Punkte |
Ökobilanz des Gebäudes | Klimaneutrale Gebäudekonstruktion: Die über eine Ökobilanz gemäß DGNB ermittelten, im Gebäude eingebundenen CO2-Emissionen (CO2-Äquivalente) der Herstellung, der Instandhaltung und des Lebensendes sind in Summe mindestens klimaneutral* ausgeführt. (Lebenszyklus-Szenariorechnung). |
Agenda 2030 Bonus: +10 Punkte (+ 5 Punkte bei Unterschreitung des Referenzwerts um 50%) |
Biodiversität | Begrüntes Gebäude: Eine Bepflanzung zusätzlicher Flächen am Gebäude vergrößert die am Grundstück vorhandene Biotopfläche. |
Maximaler Bonus: +10 Punkte bei Biotopflächenfaktor >30 |
Thermischer Komfort | Resilienter thermischer Komfort: Für das Gebäude werden die Überschreitungshäufigkeiten in der Heiz- und Kühlperiode mit prognostizierten zukünftigen Klimadaten für 2030 und 2050 ermittelt. Die Ergebnisse fließen in die Entscheidungsfindung im Rahmen der Planung ein. |
Agenda 2030 Bonus: +5 Punkte |
Innenraumluft qualität |
Nichtraucherschutz: Umgesetzte Maßnahmen zum Nicht-raucherschutz tragen zur Reduktion der vorzeitigen Sterblichkeit und zur Förderung der Gesundheit bei. |
Agenda 2030 Bonus: +2,5 Punkte |
Akustischer Komfort |
Lärmminderung: Alle im Kriterium genannten Maßnahmen zur Minimierung des Lärms als gesundheitsschädigenden Faktor wurden umgesetzt und durch Messungen bestätigt. |
Agenda 2030 Bonus: +10 Punkte |
Qualität der Gebäudehülle | Resilienter thermischer Komfort: Für das Gebäude werden die Überschreitungshäufigkeiten in der Heiz- und Kühlperiode mit prognostizierten zukünftigen Klimadaten für 2030 und 2050 ermittelt. Die Ergebnisse fließen in die Entscheidungsfindung im Rahmen der Planung ein. |
Agenda 2030 Bonus: +5 Punkte |
Mobilitätsinfrastruktur | Vehicle to Grid: Es sind Vorrüstungen für bidirektionales Be- und Entladen von Elektrofahrzeugen vorhanden (V2G - Vehicle to Grid). |
Agenda 2030 Bonus: +10 Punkte |
* Hinweis: Die Definition von Klimaneutralität sowie die Systemgrenzen von klimaneutralen Gebäuden sind dem zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Version 2018 noch in der Entwicklung befindlichen „DGNB Standard für die Bezeichnung klimaneutraler Gebäude" (Arbeitstitel) zu entnehmen.
Wie kein anderes Zertifizierungssystem steht das DGNB System mit den darin verwendeten Methoden seit seiner Markteinführung für das Europäische Nachhaltigkeitsverständnis. Die Struktur, die Themenauswahl und die Lebenszyklusperspektive folgen den wichtigsten Standards für die Erfassung und Bewertung von Nachhaltigkeitsauswirkungen von Gebäuden, wie der Normenreihen ISO 21929 und DIN EN 15643 sowie der DIN EN ISO 15392. Ein Beispiel ist die gemäß der DIN EN 15978 im DGNB System verankerte Ökobilanzierung des gesamten Gebäudes von der Herstellung über den Betrieb bis zum Rückbau. Von Bedeutung ist dabei, dass die errechneten und optimierten Umweltwirkungen über wissenschaftlich definierte Benchmarks bewertet werden.
In den Kriterien des DGNB Systems (Gebäude Neubau) wird auf 36 EN oder ISO Normen auch in der Bewertung Bezug genommen und auf Inhalte von fast 60 hingewiesen. Um unsere Konformität zu den Normen zu veranschaulichen, finden Sie hier eine Übersicht.
Das Europäische Nachhaltigkeitsverständnis zu unterstützen bedeutet für uns auch, uns Europäisch zu engagieren. Aus diesem Grund war es für die DGNB selbstverständlich, die von der EU neu erarbeiteten Nachhaltigkeitsindikatoren des „Level(s) Rahmenwerks" zur Kommunikation der Nachhaltigkeitsleistung von Gebäuden in den jeweiligen Kriterien in Bezug auf ihre Konformität mit den DGNB Ansätzen aufzunehmen und herauszustellen, um damit den europäischen Ansatz zu unterstützen und zu stärken. Gleichzeitig bedeutet dies für jedes DGNB zertifizierte Projekt, dass es auf Basis der EU-weiten Grundsätze über ein großes Maß an Zukunftssicherheit verfügt.
Nachhaltigkeit ist nach wie vor ein Zukunftsthema, und wenn wir die Gebäude und Quartiere von heute betrachten, gibt es bereits sehr viele und gute Umsetzungen. Dennoch ist es das Ziel der DGNB, hier weitergehend das Neue und Mutige zu fördern.
Vor diesem Hintergrund wurde in der vorliegenden Version ein neues Instrument in die Kriterien integriert: die Innovationsräume. Bei zahlreichen Kriterien sind diese ab sofort angelegt, womit die Planer motiviert werden sollen, die bestmöglichen und für das Projekt sinnvollsten Lösungen zu verfolgen. Die in dieser Form neu verankerten Innovationsräume sollen zudem dazu beitragen, eine Planungskultur zu unterstützen, die auf einer aktiven Auseinandersetzung mit den Anforderungen der spezifischen Bauaufgabe fußt und zu einer Individualisierung von Projekten beiträgt.
KRITERIENNAME | ZIEL UND KERNAUSSAGE |
Ökobilanz des Gebäudes | Es können alternative Ansätze gewählt und anerkannt werden, die eine Integration der Ökobilanz-Methode und eine Optimierung der Ökobilanz des Gebäudes erreichen. |
Verantwortungsbewusste Ressourcengewinnung | Rohstoffe, die verantwortungsbewusst gewonnen wurden oder aus Sekundärrohstoffen bestehen, jedoch aktuell nicht den formellen Anforderungen des Kriteriums entsprechen, können nach Absprache mit der DGNB alternativ in die Bewertung aufgenommen werden. |
Gebäudebezogene Kosten im Lebenszyklus | Es können alternative Ansätze gewählt und anerkannt werden, die planungsbegleitend eine Optimierung der Lebenszykluskosten des Gebäudes über andere Methoden erreichen. |
Flexibilität und Umnutzungsfähigkeit | Für die Indikatoren „Gebäudetiefe", „Vertikale Erschließung", „Grundrissaufteilung", „Konstruktion" und „Technische Gebäudeausrüstung" können alternative Ansätze gewählt werden, die eine gute Umnutzbarkeit und eine hohe Flexibilität ermöglichen. |
Marktfähigkeit | Es können alternative Ansätze gewählt werden, die die angestrebten Aspekte der Stellplatzsituation im Kontext alternativ lösen. Zudem können alternative Ansätze gewählt werden, die einen adäquaten Umgang mit dem vorhandenen Marktpotenzial bzw. -risiko abbilden. |
Innenraumluftqualität | Wird die Lüftungsrate in Innenräumen durch alternative Lösungen nachweislich verbessert, können Punkte anerkannt werden. |
Einflussnahme des Nutzers | Umgesetzte Maßnahmen zur möglichen Einflussnahme des Nutzers, die nicht den im Kriterium genannten Kategorien (Lüftung, Sonnenschutz / Blendschutz, Temperaturen, Steuerung von Kunstlicht) zugeordnet werden können oder als beispielhafte Maßnahmen nicht aufgeführt sind, die jedoch nachweislich den Komfort oder das Wohlbefinden der Nutzer steigern, können alternativ anerkannt werden. |
Aufenthaltsqualitäten innen und außen | Werden zukunftsorientierte Raumkonzepte umgesetzt, die kommunikationsfördernd sind, den Bedürfnissen und Ansprüchen der Nutzer entsprechen sowie den Abläufen im Gebäude gerecht werden, können diese alternativ zu den im Indikator „Kommunikationsfördernde Angebote (innen)" beschriebenen angerechnet werden. Gleiches gilt für Konzepte, die Flexibilität mit Wirtschaftlichkeit verbinden. Alternative Lösungen, die über die im Kriterium genannten hinausgehen, Zusatzangebote für die Nutzer darstellen oder der Orientierung und Information dienen, können angerechnet werden, sofern sie die Familienfreundlichkeit fördern oder die Aufenthaltsqualität in den Erschließungsbereichen des Gebäudes steigern. Innovative, individuelle Lösungen, die eine gute Nutzung der Außenbereiche ermöglichen oder den Komfort im Außenbereich steigern, können alternativ angerechnet werden. |
Sicherheit | Sicherheitsmaßnahmen, die nicht den im Kriterium genannten Kategorien oder Maßnahmen zugeordnet werden können, die jedoch nachweislich das Sicherheitsempfinden und den Schutz vor Übergriffen steigern, können alternativ anerkannt werden. |
Einsatz und Integration von Gebäudetechnik | Bei Verzicht auf Systeme zur Wärme- und Kälteverteilung und -übergabe und bei Einsatz von Systemen, die zu 100 % aus regenerativen Energiequellen gespeist werden, gelten die entsprechenden Indikatoren als erfüllt. Der Einsatz von Energiespeichern sowie deren gute Zugänglichkeit kann angerechnet werden. Für eine gute Zugänglichkeit können auch bei der Übergabe der Energie an die Räume Punkte erzielt werden. Gleiches gilt für die Anpassungsfähigkeit an zukünftige Anforderungen. |
Reinigungsfreundlichkeit des Baukörpers |
Wird die Reinigungsfreundlichkeit der Bodenbeläge durch innovative Lösungen nachweislich verbessert, kann dies alternativ zu den genannten Lösungen anerkannt werden. |
Rückbau- und Recyclingfreundlichkeit | Maßnahmen, die außerhalb des im Kriterium definierten Betrachtungsrahmens für zu betrachtende Bauteile liegen oder aktuell nicht in der Definition der Qualitätsstufen eingeordnet sind, aber maßgeblich zur Steigerung der Recycling- und Rückbaufreundlichkeit beitragen, können alternativ angerechnet werden |
Mobilitätsinfrastruktur | Werden Maßnahmen umgesetzt, die nachweislich dazu beitragen, die Nutzer des Gebäudes dazu zu bewegen, umfangreich und häufig den Umweltverbund (nicht motorisierte Verkehrsträger, öffentliche Verkehrsmittel oder Leihsysteme) zu nutzen, um das Gebäude zu erreichen, können diese entsprechend der Zielformulierung des Kriteriums anerkannt werden. Dies ist ebenso im Bereich der Elektromobilität möglich (z. B. „Grüne Logistik", die eine emissionsarme bzw. emissionsfreie Zustellung in Innenstädten ermöglicht). |
Baustelle / Bauprozess | Neuartige Konzepte, Verfahren und Technologien zur signifikanten Reduktion der Lärm- oder Staubbelastung für die Baustellenarbeiter und die Umgebung können alternativ angerechnet werden. |
Qualitätssicherung der Bauausführung | Ergänzende oder alternative Messungen sowie sonstige qualitätssichernde Maßnahmen können alternativ bewertet werden, wenn sie nicht gesetzlich oder behördlich vorgegeben wurden bzw. gängige Praxis sind, jedoch nachweislich die hohe ausgeführte Qualität des Bauwerks oder der Bauteile dokumentieren. |
Geordnete Inbetriebnahme | Anstelle der im Kriterium geforderten Indikatoren „Vorab-Funktionsprüfung", „Funktionsprüfung und Einweisung" und „Schlussbericht Inbetriebnahme" können ergänzende oder alternative Verfahren zugelassen werden, sofern sie die Zielsetzung analog zu den bestehenden Indikatoren erfüllen. |
Ausstrahlung und Einfluss auf das Quartier | Werden außerordentliche Impulse für das Quartier bzw. den Standort gegeben, die außerhalb der im Indikator „Impuls / Attraktor" definierten Aspekte erreicht werden, so können diese ebenfalls angerechnet werden. Hierzu können zum Beispiel architektonische oder bautechnische Innovationen zählen. |
Verkehrsanbindung | Werden für die Nutzer zusätzliche Mobilitätselemente wie Shuttle, Firmenräder, Firmentickets angeboten oder sonstige zielfördernde Angebote gemacht (z. B. quartiersbezogenes oder betriebliches Mobilitäts-management, Car- und Bikesharing sowie deren Verknüpfung mit dem ÖPNV, innovative Entwicklungen im umgebenden ÖPNV), können diese alternativ angerechnet werden. |
Ralf Pimiskern
Abteilungsleiter DGNB Zertifizierung
Telefon: +49 711 722322-51
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