DGNB
Nutzungsprofile Innenraeume

FAQ - Innenräume

Warum führt die DGNB ein Zertifikat für Innenräume ein? Braucht es wirklich noch ein neues Zertifikat?

Rund 90% ihrer Zeit halten sich Menschen in Innenräumen auf. Zwar zielen einzelne Kriterien bereits auf Innenräume ab, allerdings stellt die DGNB mit den Zertifikaten für den Neubau, die Sanierung und den Bestand Bewertungssysteme nur für gesamte Gebäude zur Verfügung. Für Projekte, die jedoch nur einen Teil eines Gebäudes betrachten, wie den Ausbau einer Ladenfläche oder einer Büroetage, fehlte bislang ein System mit adäquatem Umfang und Fokus. Diese Lücke wird durch die Auszeichnung für Innenräume geschlossen.

Für welche Nutzungen gibt es das Zertifizierungssystem für nachhaltige Innenräume bereits?

In der Marktversion befinden sich die Nutzungen für Shopping und Büro. Darunter fallen auch Supermärkte, Discounter und andere Dienstleistungsflächen.

Aktuell entwickelt die DGNB das System für die Bereiche Hotels und Gastronomie weiter. Die Erstanwendungsphase läuft seit dem 25.10.2018. Bitte kontaktieren Sie uns bei Interesse einer Teilnahme.

Was genau wird zertifiziert?

Innenräume nach Fertigstellung. Der Betrachtungsrahmen bezieht sich in erster Linie auf den Einflussbereich des Nutzers. Liegen einzelne Aspekte des Ausbaus, der Möblierung oder Technik nicht im Wirkungsbereich dessen, können diese nach Absprache mit der DGNB unter Umständen auch von der Betrachtung ausgeschlossen werden. Ziel ist es in erster Linie den Beteiligten ein Planungstool für einen nachhaltigen Ausbau mit an die Hand zu geben und nicht einen Ist-Zustand festzustellen.

Für wen ist das Zertifikat für Innenräume interessant? Wer ist die Zielgruppe?

  • Innenarchitekten:
    Das DGNB System unterstützt als Planungstool für einen nachhaltigen Ausbau. Reputation erhöhen.
  • Mieter:
    hoher Komfort, ein gesundes Arbeitsumfeld, Mitarbeiterbindung, längere Verweildauer der Kunden bei Shopping.
  • Bauherren für Objekte mit hohem Ausbaustandard:
    Recycling / Rohstofflager, werthaltiger Ausbau, gute Umnutzungsfähigkeit, weniger Leerstand.

Welche Kriterien werden abgefragt und was steckt jeweils dahinter?

Umweltwirkungen über den Lebenszyklus:
Wie gut ist die Ökobilanz des Ausbaus und der Möbel? Wurde lebenszyklusorientiert geplant?

Risiken für die lokale Umwelt:
Stecken Schad- und Risikostoffe im Ausbau oder der Möblierung?

Verantwortungsbewusste Ressourcengewinnung:
Wurde bei der Materialwahl auf einen nachhaltigen Anbau / Abbau geachtet?

Energieeffizienz und Klimaschutz:
Wie effizient ist die Nutzerausstattung? Wird Ökostrom verwendet? Ist der Ausbau klimaneutral ausgeführt?

Kosten über den Lebenszyklus:
Wurden bei der Erstellung neben den Erstellungskosten auch die Folgekosten und die Rückbaukosten beachtet?

Flexibilität und Umnutzungsfähigkeit:
Wie flexibel ist das Ausbaukonzept? Wie effizient wird die vorhandene Fläche genutzt? Werden modulare Möbel eingesetzt?

Thermischer Komfort:
Wie gut ist die operative Temperatur im Innenraum oder mit welchen Maßnahmen konnte ich diese verbessern?

Innenraumluftqualität:
Wie gut schneidet eine Innenraumluftmessung ab oder wurden ausschließlich emissionsarme Bauprodukte und Möbel eingesetzt? Wird eine gute Lüftungsrate erreicht? Ist eine Beeinträchtigung durch rauchende Personen zu erwarten? Wird die Qualität der Innenraumluft und die Raumluftfeuchte kontinuierlich überwacht?

Akustischer Komfort:
Sind die Oberflächen schallabsorbierend umgesetzt? Wurde die akustische Qualität von Räumen im Rahmen der Planung berechnet und optimiert? 

Visueller Komfort:
Sind die Arbeitsplätze frei von Blendung durch Sonneneinstrahlung? Sind Beleuchtungsstärken und die Lichtfarbe auf die Bedürfnisse der Menschen angepasst? Erlauben auf Handelsflächen die Büro- und Pausenräume eine Sichtverbindung nach Außen und kann Tageslicht für die Ausleuchtung der Fläche genutzt werden?

Aufenthaltsqualität:
Sind Angebote zur Förderung des menschlichen Miteinanders und der Kommunikation untereinander auf den Flächen vorhanden? Werden Freizeitangebote und Angebote geschaffen? Wie familienfreundlich ist die Planung der Räume umgesetzt? Spielen Gestaltung und Tageslichtnutzung beim Ausbau und der Möbelwahl eine Rolle? Sind die Räume auf mögliche zukünftige Anforderungen anpassbar? Wie gut lassen sich die umliegenden Außenflächen nutzen und welche Angebote werden den Nutzern zum Verweilen geboten?

Gesundheitsfördernde Angebote:
Sind Flächenbedarfe und Bewegungsflächen ausreichend groß umgesetzt? Unterstützt das Raumkonzept bewegungsfördernde Abläufe der Nutzer? Ist die Möblierung an ergonomische Bedürfnisse angepasst?

Schallschutz:
Sind die Anforderungen an den Luftschallschutz zwischen den (Hotel-) Zimmern, gegenüber dem Außenlärm und der haustechnischen Anlagen eingehalten?

Barrierefreiheit:
Sind das Gebäude und die Innenräume ohne Barrieren für alle Nutzergruppen zugänglich?

Rückbau- und Recyclingfreundlichkeit:
Werden recyclingfreundliche Baustoffe und Materialien verwendet? Ist die Konstruktion auf einen einfachen Rückbau ausgelegt? Wird bei der Wahl der Möblierung auf recyclingfreundliche Materialien geachtet, werden die Möbel vom Hersteller nach der Nutzung zurückgenommen oder werden besonders langlebige Möbel eingesetzt?   

Qualität der Projektvorbereitung:
Spielen Nachhaltigkeitsaspekte bei der Wahl der Mietfläche eine gesonderte Rolle? Gibt es ein explizites Pflichtenheft für Nachhaltigkeitsthemen? Werden die Nutzer der Büroräume im Rahmen der Planung adäquat in Entscheidungsprozessen beteiligt?

Konzeptionierung und Voraussetzungen für eine optimale Nutzung:
Werden im Rahmen der Planung die Themen Abfälle, Reinigung, Instandhaltung und Monitoring von Verbräuchen beachtet? Wird der Energiebedarf der Nutzer beachtet? Werden dem Nutzer Anleitungen und Pläne für Wartung und optimalen Betrieb bereitgestellt?

Verfahren zur gestalterischen Konzeption:
Liegt sowohl die Entwurfs- als auch die Ausführungsplanung bei einem Architekten / Innenarchitekten? Wird die Gestaltung der Innenräume und deren Möblierung beachtet und bewertet und werden Varianten untersucht?

Baustelle / Bauprozess:
Wird bei der Umsetzung auf eine lärm-, abfall- und staubarme Baustelle geachtet, geschult und die Ergebnisse dokumentiert?

Nutzerkommunikation:
Liegt sowohl ein Nachhaltigkeitsleitfaden als auch ein technisches Handbuch für den Nutzer vor? Wurde ein Informationssystems zur Nachhaltigkeit des Innenraums umgesetzt?

 

Warum ist die Gewichtung der drei Säulen (Hauptkriteriengruppen) anders als in den Zertifikaten für Gebäude?

Der Betrachtungsrahmen des Zertifikats, der auf den beeinflussbaren Nachhaltigkeitsaspekten des Ausbaus und der Möbel liegt, resultiert darin, dass bestimmte Nachhaltigkeitskriterien oder Indikatoren innerhalb eines Kriteriums im Vergleich zum Neubauzertifikat für Gebäude nicht in die Bewertung einfließen. Damit verändert sich die Wichtigkeit eines Kriteriums in der Hauptkriteriengruppe oder die Wichtigkeit eines Indikators in einem Kriterium. Da Projekte zum Innenausbau und der Möblierung stark auf den Nutzer und rein auf die Innenraumflächen ausgelegt sind, werden beispielsweise Eigenschaften der Gebäudehülle (z. B. energetische Qualität), der Gebäudetechnik oder der Parkmöglichkeiten (E-Mobilitätsangebote) nicht bewertet. Ein neues Thema wie Gesundheitsangebote am Arbeitsplatz ergänzt hingegen den bisherigen Katalog im soziokulturellen Bereich. Des Weiteren sind einige Indikatoren in Kriterien gegenüber dem Neubaukatalog entfallen, so dass gegebenenfalls noch die Wichtigkeit des Themas gegeben ist, die in der Innenraumbewertung angewandte Bewertungsmethode jedoch nicht vergleichbar mit dem Neubau zu stellen ist. Hierzu gehört das Kriterium „Kosten über den Lebenszyklus“, in dem keine Benchmarks erreicht werden müssen, sondern die Dokumentation der Berechnung ausreicht.

Wie funktioniert eine flexible Anwendung der Kriterien?

Auf Indikatorenebene können Themen, die im konkreten Projekt keine Rolle spielen oder nicht beeinflussbar sind, „ausgeschaltet" werden, ohne dass das Projekt schlechter bewertet wird. Ist beispielweise der zu zertifizierenden Innenausbaufläche kein Außenraum direkt zugeordnet, so kann der Indikator 2 (Aufenthaltsqualität Außen) des Kriteriums SOC1.6 Aufenthaltsqualitäten auf „nicht relevant" gestellt werden. Eine Bearbeitung des Indikators muss nicht erfolgen und die vorgesehene Bepunktung wird auf die übrigen Indikatoren innerhalb des Kriteriums anteilig umgeschichtet.

Damit reagiert die DGNB auf den Kontext, in dem sich jedes Projekt befindet.

Wie lässt sich das neue Zertifikat für Innenräume mit anderen Zertifikaten der DGNB kombinieren?

  • Das Zertifikat kann für sich alleine, in zertifizierten und in nicht zertifizierten Neu- oder Bestandsbauten, in Kombination mit dem DGNB Zertifikat für Gebäude im Betrieb, bei Erstbezug oder bei Umnutzung bestehender Flächen angewandt werden.
  • Ist das Gebäude (Neubau, Bestand oder Sanierung) bereits DGNB zertifiziert, können viele der bereits vorliegenden Informationen in die Bewertung der Innenräume einfließen. Damit verringert sich der Aufwand für die Nachweisführung essentiell. Beispiele: Ökobilanzberechnung Innenausbau komplett anrechenbar, Barrierefreiheit komplett anrechenbar, LCC mit Ergänzung der Entsorgungskosten.
  • Um den Aufwand weiter zu verringern können auch Informationen aus anderen Nachhaltigkeitszertifikaten genutzt werden.

Wie lange ist das Zertifikat gültig? Muss es regelmäßig erneuert werden?

Das DGNB Zertifikat für Innenräume wird nach Fertigstellung verliehen. Aufgrund der üblicherweise kurzen Projektlaufzeiten wird kein Vorzertifikat angeboten. Grundsätzlich muss der Innenausbau der zu zertifizierenden Fläche zum Zeitpunkt der Einreichung der Nachweisunterlagen zur Konformitätsprüfung bei der DGNB inklusive der Möblierung fertig gestellt und in Betrieb genommen worden sein.


Die Zertifikate für Büro und Verwaltung, Hotels und Gastronomie verlieren ihre Gültigkeit nach zehn Jahren, das Zertifikat für Shopping nach bereits fünf Jahren. Das Zertifikat verliert seine Gültigkeit unabhängig von der Dauer, wenn die zertifizierten Flächen einem Umbau unterzogen werden, der nachweislich schlechtere Ergebnisse in der Bewertung nach sich zieht. Werden die Anforderungen des Indikators 1 im Kriterium SOC 1.2 (Innenraumluftqualität) nachweislich nicht mehr erfüllt, verliert das Zertifikat seine Gültigkeit.


Um die Gültigkeit des Zertifikats um weitere fünf Jahre zu verlängern, ist vor Ablauf der Gültigkeit durch eine Rezertifizierung mit Nachweisen für die Veränderungen bei der DGNB einzureichen.

Was kostet das Zertifikat?

Die Preise entnehmen Sie bitte der Gebührenordnung.

Honorarkosten für die Auditorenleistungen sind nicht in den Zertifizierungsgebühren enthalten. Die Kosten für die Auditorenleistungen sind stark projektabhängig. Bitte stimmen Sie diese mit Ihrem Auditor ab. Ihr Auditor wird Sie ebenfalls über gegebenenfalls zusätzlich anfallende Kosten wie beispielsweise weitere erforderliche Planungsleistungen von Fachplanern etc. informieren.

Welche Auszeichnungsstufen gibt es?

Auch für das DGNB Zertifikat für Innenräume gelten die Auszeichnungsstufen Platin, Gold und Silber. Dies gilt auch für die Erstanwendungsphasen.

Seit wann gibt es das DGNB Zertifikat für Innenräume?

Die Erstanwendungsphase für das DGNB Zertifikat für nachhaltige Innenräume lief für die Nutzungen Büro und Shopping mit begleitenden Workshops vom 2. Januar 2017 bis 31. Juli 2017. Projekte konnten ab Juli und bis zur Einführung der Marktversion auf Basis der Erstanwendung angemeldet und eingereicht werden. Seit dem 1. März 2018 gibt es für diese Nutzungen eine veröffentlichte Marktversion.

Die Anwendung für die Bereiche Hotels und Gastronomie befindet sich derzeit in der Erstanwendungsphase. Projekte können auf dieser Basis angemeldet und eingereicht werden. Bitte kontaktieren Sie uns bei Bedarf.

IHRE ANSPRECHPARTNERIN

Karen Sternsdorff
Senior Beraterin Zertifizierung Gebäude
Telefon: +49 711 722322-33
k.sternsdorff at dgnb.de