Der nachhaltige Umgang mit dem Gebäudebestand zählt zu den wichtigsten Aufgaben unserer Zeit. Nur wenn es uns gelingt, die enormen Potenziale zur Minderung der CO2-Emissionen unserer bestehenden Immobilien bestmöglich auszuschöpfen, sind die anvisierten Klimaschutzziele erreichbar. Neben Maßnahmen zur Effizienzsteigerung im Gebäudebetrieb spielen Sanierungen hier eine zentrale Rolle. Insbesondere Objekte, die aktuell enorme Mängel aufweisen, bieten durch Renovierungen und Instandsetzung große Potenziale im Sinne des Klimaschutzes. Genau hier setzt das DGNB System für Sanierungen an. Als Planungs- und Optimierungstool unterstützt es dabei, mit gegebenem Budget systematisch ein Maximum an Nachhaltigkeitsqualität zu realisieren.
Um einen angemessenen Umgang mit der Bausubstanz zu sichern und unnötigen Abriss zu verhindern, ist eine Bestandserfassung als Grundlage der Planung eine Mindestanforderung innerhalb der Zertifizierung. Darüber hinaus unterstützt die Zertifizierung eine ressourcenschonende Schadstoffsanierung. Maßnahmen zur Stärkung einer Circular Economy werden auf vielfältige Weise mit Bonuspunkten belohnt. Auch die Flächenentsiegelung und der Erhalt der Biodiversität werden im Sinne des Ressourcenschutzes gefördert. Die Zertifizierung berücksichtigt zudem die speziellen Anforderungen von Gebäuden, die unter Denkmalschutz stehen.
Gleichzeitig fokussiert das System im Sinne eines ganzheitlichen Nachhaltigkeitsverständnisses auch die Menschen mit ihrem Bedürfnis nach Gesundheit und Komfort genauso wie die langfristige Wirtschaftlichkeit der Bauaufgabe.
Als Planungs- und Optimierungstool unterstützt das System Bauherren, Kommunen und Projektentwickler dabei, ihre Sanierungsmaßnahme(n) zukunftsgerichtet umzusetzen.
Vorteile für Bauherren, Projektentwickler und Kommunen
Das DGNB System bewertet keine einzelnen Maßnahmen, sondern die Gesamtperformance eines Gebäudes anhand von Kriterien. Für die Sanierung von Gebäuden werden insgesamt 37 Kriterien berücksichtigt, die sechs Themenfelder adressieren: Ökologie, Ökonomie, soziokulturelle und funktionale Aspekte, Technik, Prozesse und Standort. Dabei fließen die ersten drei Themenfelder gleichgewichtet in die Bewertung ein.
Die Themenfelder
Je nach Gebäudetyp fällt die Gewichtung der einzelnen Kriterien unterschiedlich aus. Eine Übersicht aller Kriterien sowie die jeweiligen Indikatoren im Detail finden Sie hier.
Die Grundlage des Systems für Sanierungen bildeten die Kriterien des DGNB System Gebäude Neubau, Version 2018. Rund die Hälfte der Kriterien wurden auf die speziellen Anforderungen einer Sanierungsmaßnahme angepasst. Eine Übersicht, um welche Kriterien es sich hier handelt, finden Sie hier.
Ein besonderer Fokus des Systems liegt auf dem Thema Klimaschutz. Dies spiegelt sich unter anderem darin wider, dass die Erstellung eines gebäudeindividuellen Klimaschutzfahrplans gemäß „Rahmenwerk für klimaneutrale Gebäude und Standorte" der DGNB verpflichtend ist, um ein Zertifikat erhalten zu können. In diesem werden die wichtigsten Maßnahmen vordefiniert, die in den kommenden Jahren umgesetzt werden müssen, um die Immobilie systematisch in die Klimaneutralität zu führen.
Im Klimaschutzfahrplan ist das letzte Jahr der Vornutzung zu berücksichtigen. Sofern nach der Sanierung eine andere Nutzung vorliegt, ist alternativ eine Betriebsprognose als Grundlage zu erstellen. Der Nachweis kann über das excelbasierte Tool „CO2-Bilanzierungsrechner" oder ein gleichwertiges Tool geführt werden.
Im Sinne des Credos "Erhalt statt Neubau" berücksichtigt die Zertifizierung auch die speziellen Anforderungen von Gebäuden, die unter Denkmalschutz stehen. Die Regelungen zum Umgang mit diesen Anforderungen an den Denkmalschutz wurden in den folgenden Kriterien berücksichtigt und entsprechend festgehalten:
Wurden bereits alle technisch und wirtschaftlich sinnvollen Maßnahmen zur Verbesserung der jeweiligen Gebäudequalität im Rahmen der Denkmalschutzanforderungen getroffen und ist trotz dieser Maßnahmen selbst die Erreichung des Grenzwertes des Kriteriums nicht möglich, ist es zulässig (z.B. aufgrund einer deutlich höheren Qualität in anderen Gebäudebereichen oder Bauteilen) die erhaltenswerte Bausubstanz bzw. Bauteile in der Bewertung zu vernachlässigen. In diesem Fall ist der Nachweis zu erbringen, dass durch den Erhalt keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen für den Nutzer besteht. Eine Begründung der zuständigen Denkmalschutzbehörde und der Nachweis sind den „Erforderliche Nachweisen" beizufügen. Derartige Fälle sind zu dokumentieren und frühzeitig vor der Projekteinreichung mit der DGNB Zertifizierungsstelle abzuklären.
Das DGNB System für Sanierungen bewertet wie bei den anderen Zertifizierungsformen der DGNB nach Erfüllungsgraden. Der Gesamterfüllungsgrad errechnet sich aus der Bewertung der einzelnen Kriterien. Als höchste Auszeichnung wird das Platin-Zertifikat verliehen.
Ab einem Gesamterfüllungsgrad von 50 % erhält das Gebäude das DGNB Zertifikat in Silber. Ab einem Erfüllungsgradvon 65 % wird das DGNB Zertifikat in Gold vergeben. Für ein DGNB Zertifikat in Platin muss das Projekt einen Gesamterfüllungsgrad von 80 % erreichen.
Die DGNB hat den Anspruch, eine einheitlich hohe Qualität der Gebäude zu fördern. Der Gesamterfüllungsgrad reicht daher für ein Zertifikat allein nicht aus. Auch der Erfüllungsgrad muss in den ergebnisrelevanten Themenfeldern (ausgenommen der Standortqualität) einen Mindesterfüllungsgrad erreichen, um die jeweilige Auszeichnung zu erhalten. Für Platin ist beispielsweise ein Erfüllungsgrad von mind. 65 % in den ersten fünf Themenfeldern notwendig. Ein Erfüllungsgrad von mind. 50 % ist Voraussetzung für ein Zertifikat in Gold. Für Silber liegt die Grenze bei 35 % pro Themenfeld.
Zusätzlich ist für Projekte, die eine Gold oder Platin Zertifizierung anstreben, auch eine Anerkennung für herausragende gestalterische und baukulturelle Qualität durch eine Auszeichnung mit dem DGNB Diamant möglich. Weitere Informationen finden Sie hier.
Gebäude mit der Auszeichnung DGNB Diamant erhalten, zusätzlich zu Ihrem Logo in Gold oder Platin, das Logo „DGNB Diamant" (rechts im Bild).
Das DGNB System für Sanierungen ist analog zum DGNB System Gebäude Neubau, Version 2018, für folgende Nutzungsprofile anwendbar: Büro- und Verwaltungsgebäude, Bildungsbauten, Versammlungsstätten, große Wohngebäude ebenso wie Hotels, Geschäftshäuser, Verbrauchermärkte, Shoppingcenter, Logistikimmobilien sowie Produktionsstätten. Diese finden sie unten noch einmal im Überblick.
Zertifizierungsvoraussetzungen
Um eine Zertifizierung nach dem System für Sanierungen anwenden zu können, muss das zu zertifizierende Gebäude nach der Sanierung die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) einhalten.
Zudem darf die Fertigstellung der Sanierungsmaßnahme bzw. die Wiederinbetriebnahme des Gebäudes zum Zeitpunkt der Einreichung der Zertifizierungsunterlagen bei der DGNB nicht länger als 3 Jahre zurückliegen.
Ausnahme: Ist eine Zertifizierung eines Sanierungsprojektes beabsichtigt, dessen Sanierungsmaßnahme bzw. die Wiederinbetriebnahme des Gebäudes länger als 3 Jahre zurückliegt, ist dies über eine Projektspezifische Anfrage zur Zertifizierbarkeit (PAZ) über den Auditor vor der Anmeldung des Projektes mit der DGNB Geschäftsstelle abzustimmen.
Grundsätzlich gelten die folgenden Mindestanforderungen:
Um ein Projekt anzumelden, muss der Auftraggeber zunächst einen DGNB Auditor engagieren. Dieser kann das Projekt – regulär über die DGNB Website – anmelden. Er begleitet zudem den gesamten Prozess und übernimmt die Nachweisführung sowie die Einreichung bei der DGNB.
Ralf Pimiskern
Abteilungsleiter DGNB Zertifizierung
Telefon: +49 711 722322-51
r.pimiskern at dgnb.de